Am 12. März 2021 ist Weltglaukomtag – jetzt an Glaukomvorsorge denken!

Wussten Sie, dass unser Gehirn die Seheindrücke beider Augen zusammenfügt und wir dadurch kleinere Glaukomschäden, sogenannte „blinde Flecken“ eines Auges lange Zeit nicht wahrnehmen? © stockfour
Der grüne Star (Glaukom) ist die zweithäufigste Erblindungsursache in entwickelten Ländern
Auch wenn sich aktuell fast alles um das Thema Corona dreht, möchten wir als Augenärztinnen und Augenärzte den Weltglaukomtag 2021 zum Anlass nehmen, Ihnen die stille Gefahr für Ihr Augenlicht in Erinnerung zu rufen: den grünen Star, medizinisch das Glaukom genannt. Still deshalb, weil die Erkrankung über Jahre hinweg völlig schmerzfrei und ohne Symptome verläuft. Wenn Betroffene erste Schäden bemerken, ist es für eine Therapie schon zu spät. Verlorene Sehkraft bleibt für immer verloren und kann nicht wiederhergestellt werden. Der grüne Star (Glaukom) ist nicht ohne Grund die zweithäufigste Erblindungsursache in entwickelten Ländern.
„Hier erfahren Sie, was ein Glaukom ist und wie Sie durch Vorsorge und frühzeitige Therapie Ihre Sehkraft schützen können. Wir sind gerne für Sie da.“
— Dr. Andrea Winkgen
Was ist eigentlich ein Glaukom?
Unter einem Glaukom versteht man eine Gruppe unterschiedlicher chronischer Erkrankungen, die den Sehnerv, die Nervenfaserschicht und die Sinneszellen am Augenhintergrund schädigen.
Der Sehnerv verbindet das Auge mit dem Gehirn. Mit seinen rund eine Millionen Nervenfasern mündet er am Sehnervenkopf, der Papille, in das Auge. Die über die Sinneszellen der Netzhaut aufgenommenen Seheindrücke werden über den Sehnerv an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet. Dort entsteht das Bild, das wir sehen.
„Der grüne Star ist keinesfalls mit dem grauen Star zu verwechseln. Während wir den grauen Star durch eine Linsenoperation vollständig entfernen und die Sehfähigkeit wiederherstellen können, ist ein Glaukom nicht heilbar, sondern nur aufzuhalten: durch Vorsorge und rechtzeitige Therapie. Unbehandelt kann ein Glaukom zur Erblindung führen.“
— Dr. Andrea Linares
Wie entsteht ein Glaukomschaden?
Ursache für das Absterben der Nervenfasern ist eine mangelnde Durchblutung des Sehnervs. Häufig ist die Unterversorgung auf einen zu hohen Augeninnendruck zurückzuführen: Geraten Produktion und Abfluss des im Auge zirkulierenden Kammerwassers aus dem Gleichgewicht, steigt der Augendruck. Es können aber auch andere Faktoren oder Erkrankungen zu einer Unterversorgung führen.
Im Auge herrscht auch bei gesunden Menschen ein höherer Druck als im übrigen Gewebe, unter anderem, damit die Form des Auges erhalten bleibt. Der „normale“ Augendruck beträgt im Mittel 15,7 mmHg und max. ca. 21 mmHg. Gegen diesen Widerstand des Augendrucks muss der Blutdruck ankommen, um den Sehnerv zu versorgen. Es gibt jedoch einige Menschen, bei denen es trotz eines „normalen“ Augendrucks zu einem Glaukomschaden kommt. Daher muss der Augendruck immer individuell festgelegt werden. Ist der Augendruck für das Auge zu hoch oder der Blutdruck zu niedrig, wird die Durchblutung des Sehnervs gestört.
Ein Glaukom schädigt zunächst die empfindlichen Sinneszellen der Netzhaut sowie die Nervenfaserschicht und höhlt schließlich den Sehnervenkopf nach und nach aus. Dieser Prozess verläuft in der Regel schmerzfrei und bleibt über Jahre hinweg völlig unbemerkt. Bei einer Spaltlampenuntersuchung wird dieser Schaden als Ausbuchtung an der Papille sichtbar und ist ein Zeichen dafür, dass die Nervenfasern allmählich absterben.
Wie wirkt sich ein Glaukom aus?
Werden die Seheindrücke von der Netzhaut nicht mehr über die Sehnervenfasern an das Gehirn übertragen, so entstehen an dem Auge Gesichtsfeldausfälle, auch „blinde Flecken“ genannt, die das Gehirn zunächst mit den Seheindrücken des anderen Auges auffüllt. Das erklärt, warum Betroffene über lange Zeit keine Seheinschränkungen oder andere Symptome bemerken. Anfänglich finden sich diese blinden Flecken auch nur am äußeren Rand des Gesichtsfeldes, doch im Verlauf der Erkrankung werden sie größer, bis sie schließlich auch die Gesichtsfeldmitte betreffen. Erst in diesem fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Sehproblemen. Der Schaden ist dann jedoch nicht mehr rückgängig zu machen.
Leben mit einem Glaukom
„Anders als oft beschrieben nehmen wir 'blinde Flecken' eben nicht als schwarze Flecken wahr. “
— Dr. Andrea Winkgen
Unser Gehirn füllt die Lücken entweder mit Eindrücken des anderen Auges oder ergänzt sie so sinnvoll wie es ihm möglich ist. Erst wenn wir Dinge oder Menschen häufiger regelrecht übersehen, fällt es uns auf, dass mit unserer Sehkraft etwas nicht stimmt.
Dieses Video von der „Woche des Sehens“ 2012 zeigt sehr gut, wie sich ein Glaukomschaden im Alltag auswirken kann. Die dargestellte Situation ist nach wie vor aktuell. Wichtig ist, dass der Radfahrer den Betroffenen auf dem Gehweg regelrecht überrascht. Dieser sieht den Radfahrer nicht, weil der sich von weitem und von einer Seite nähert. Sein Gehirn ist deshalb nicht in der Lage, einen blinden Fleck in der Peripherie des rechten Auges durch Informationen des anderen Auges auszugleichen, sondern ergänzt die fehlenden „Puzzleteile“ einfach basierend auf dem Umfeld.
Wann und wie häufig ist eine Glaukomvorsorge sinnvoll?
Die Empfehlungen der Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und der Berufsverband der Augenärzte (BVA) für die Glaukomvorsorge sind:
- ab 40 Jahren alle fünf Jahre
- ab 60 Jahren alle zwei bis drei Jahre
Liegen zusätzliche Risiken vor, dann sollte die Vorsorge auch häufiger stattfinden:
- höheres Lebensalter
- ein erhöhter Augendruck
- hohe Kurzsichtigkeit
- Glaukomerkrankungen in der Familie
- dunkle Hautfarbe
- die Einnahme bestimmter Medikamente (Steroide)
Bei der Glaukomvorsorge wird nicht nur der Augendruck untersucht, denn ein erhöhter Augendruck allein kann noch keinen Hinweis auf ein Glaukom geben. Dazu bedarf es zusätzlich einer Untersuchung des Sehnervenkopfes. Zeigen sich hier bereits erste Schäden, so sollte zusätzlich eine Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) durchgeführt werden. Diese wird dann auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
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